Der erste Sechser

Ein Nachruf auf Heinz Simmet

Heinz Simmet ist tot! Der geborene Saarländer wurde mit dem 1. FC Köln dreifacher DFB-Pokalsieger und Doublesieger 1978. Zwischen 1967 und 1978 absolvierte der Mittelfeldspieler 477 Pflichtspiele für den Club mit dem Geißbock auf der Brust. Mit 259 Bundesligaspielen in Folge sorgte er für einen Rekord in der Bundesliga als Feldspieler. Oftmals wurde Simmet als reiner Gefolgsmann Overaths angesehen, was zwar nicht gänzlich falsch ist, ihm aber in der Gesamtheit nicht gerecht wird. Simmet hat sich selbst – wie er am Rande der Dreharbeiten zum Double-Film erzählte – ebenfalls als Spielgestalter gesehen und hätte sich diese Rolle auch beim FC zugetraut. 

 

Heinz Simmet kam bereits 1967 über die Stationen Neunkirchen und Essen zum 1. FC Köln. Er fügte sich auf Anhieb in die Mannschaft ein. Die Position im defensiven Mittelfeld des 1. FC Köln ergab sich aus der Tatsache, dass mit Wolfgang Overath und Heinz Flohe zwei Ausnahmespieler das Mittelfeld bildeten. Beide agierten extrem offensiv, Flohe noch mehr als Overath und es bedurfte einer Absicherung nach hinten. Simmet entpuppte sich als der ideale Mann für diese Aufgabe, obwohl er eigentlich ebenfalls eher offensiv ausgerichtet spielte. Hinter den Superstars Overath und Flohe entwickelte auch Simmet ein Eigenleben, das selten in dem Maße gewürdigt bzw. wahrgenommen wurde, wie es eigentlich sein müsste. Er interpretierte die Nummer 6 auf seine Weise. Im Grunde genommen lieferte er die Blaupause für das, was man heutzutage von dieser Position erwartet.

Einerseits räumte Simmet nach hinten mächtig ab, betätigte sich als Zerstörer des gegnerischen Aufbauspiels, kümmerte sich um lästige Widersacher des Regisseurs Overath sowie des genialen Solisten Flohe und fand dennoch Zeit, um sich auch offensiv einzubringen. Für eine Nummer Sechs bewegte sich Simmet ausgesprochen oft in der Nähe des gegnerischen Strafraums und erzielte zahlreiche, auch sehr wichtige Tore. Die Kombination aus Overath, Flohe und Simmet, die in dieser Konstellation von 1967 bis 1977 glatte zehn Jahre lang hielt, bescherte dem 1. FC Köln über einen langen Zeitraum eines der edelsten Mittelfeld-Gespanne des nationalen und internationalen Fußballs.

 

Man muss ganz klar sagen, dass dieser  strahlende  Glanz  nur  als Trio machbar war, wobei alle Beteiligten ihre außerordentlichen Stärken einbrachten. Overath und Flohe spielten in der Nationalmannschaft, was ihnen eine zusätzliche Beachtung eintrug, Simmet schaffte demgegenüber nie den Sprung in die deutsche Eliteklasse, was wohl auch daran lag das der damalige Bundestrainer Helmut Schön eher auf die Blockbildung der Meistermannschaften aus München und Mönchengladbach setzte. Für den FC hingegen sollte Simmet jahrelang ein enormer Aktivposten sein. 

Während der Radrennbahnzeit funktionierte das Trio am spektakulärsten und Heinz Simmet wurde zum ungekrönten König der Radrennbahn. Von 106 Spielen in dem eigentlichen Provisorium machte Simmet 105 mit, meistens von der ersten bis zur letzten  Spielminute  und er ist damit  „Mr.  Zuverlässig“ in Person. In dieser Zeit spielte der 1. FC Köln fast jeden Gegner in Grund und Boden.  

 

Legendär Weisweilers Begrüßung von Simmet, als er 1976 als neuer Coach auf die Mannschaft traf: „Na Arschloch, muss ich erst nach Köln kommen, um Dich zum Deutschen Meister zu machen?“

 

Weisweiler  hielt  enorme  Stücke auf Simmet. Der Star-Trainer baute bekanntlich ab 1976 das Kölner Mittelfeld radikal um, demontierte Overath und übertrug Flohe die ganze Autorität. Simmet erfüllte fortan hinter Flohe und Neumann die gleichen Aufgaben, die er zuvor hinter Overath und Flohe verrichtete. Auch das trug zum durchschlagenden Erfolg des FC in der Zeit zwischen 1976 und 1978 wesentlich bei.

 

Trotz seines bereits für damalige Verhältnisse fortgeschrittenen Alters, war der 33-jährige ein wichtiger Faktor in der legendären Doublesaison 1977/78, wenn er auch nicht mehr jedes Spiel dabei war. Simmet, der bereits zu seiner Karrierezeit einen Malerbetrieb aufgebaut hatte, hörte mit dem Gewinn des Doubles auf, nach mehr als 400 Bundesligaspielen!

Der legendäre letzte Spieltag auf St. Pauli, Simmet war in der Schlussphase für Flohe eingewechselt worden.
Der legendäre letzte Spieltag auf St. Pauli, Simmet war in der Schlussphase für Flohe eingewechselt worden.

Seitdem widmete sich Simmet, ganz bodenständig, seinem Handwerk. Auch das tat er jahrzehntelang fleißig, mit Herzblut und hoher Kompetenz. Dem Fußball blieb er treu, spielte und trainierte u.a. lange Zeit bei der SpVg Frechen 20.

 

Heinz Simmet besuchte bis zu seiner Krankheit weiterhin regelmäßig die  Heimspiele  des FC und wohnt dort, wo er immer wohnte und wo er am 7.2. auch begraben wird: In Hürth.

 

Dort möge er in Frieden ruhen!

 

 

 

Text: Frank Steffan (für das Buch Mythos Radrennbahn) / überarbeitet und ergänzt von Ralf Friedrichs

Bilder: Edition Steffan/Pfeil

Video: Ralf Friedrichs