Gedanken zur FC-Vorstandswahl

Wie ich bereits im letzten Talk erwähnt habe: Von den FC-Thekenphilosophen wird es keine Wahlempfehlung geben. Auf meiner persönlichen Website möchte ich trotzdem die Gelegenheit nutzen, auf den Wahlkampf rund um die Vorstandswahl zurückzublicken und ein paar Einschätzungen zu teilen. Wichtig dabei: Es handelt sich ausschließlich um meine ganz persönlichen Eindrücke. Sie sind weder vollständig noch unfehlbar und sollen keinesfalls als „Weisheit letzter Schluss“ verstanden werden. Ob richtig oder falsch – am Ende ist es einfach die persönliche Meinung eines jahrzehntelangen FC-Fans, Mitglieds und Beobachters.

So voll wird es wohl nicht, die MV erstmals im Stadion
So voll wird es wohl nicht, die MV erstmals im Stadion

Am Samstag, den 27. September 2025, ist es also so weit. Zum ersten Mal in der Geschichte des 1. FC Köln wird eine Mitgliederversammlung im Stadion abgehalten. Ebenfalls Premiere: Es stehen gleich drei Teams zur Wahl. Zwei dieser Teams hatte ich beim Podcast FC-Thekenphilosophen – Der Talk bei mir zu Hause zu Gast. Beim dritten Team rund um Wilke Stroman war das leider aus organisatorischen Gründen nicht möglich. 

Meine persönlichen Eindrücke von den sechs Kandidaten waren insgesamt positiv. Ich nehme ihnen allen ab, dass sie das Beste für den FC wollen. Auch beim Team, das nicht bei mir war, möchte ich diesen Willen nicht absprechen. Richtig enthusiastisch kann ich mich für keines der drei Teams begeistern, und eines ist aufgrund einer speziellen Personalie problematisch – dazu später mehr.

Team Adenauer - Welche Chance haben sie?
Team Adenauer - Welche Chance haben sie?

Team Adenauer: Herz, Enthusiasmus aber auch vage Ansätze und zu viel „Enkel“

Als erstes bei Julian Witzel und mir zu Gast war Team Adenauer um den Politiker Sven-Georg Adenauer. Besonders Martin Hollweck überzeugte mit sichtbarem FC-Herz und Begeisterung. Inhaltlich war deutlich spürbar, dass das Team den FC auf allen Ebenen verbessern möchte, sportlich wieder an bessere Zeiten anknüpfen will und strukturell etwas bewegen möchte.

Allerdings war mir der Weg dahin nicht immer klar. Manche Argumentationen wirkten eher vage, oft nach dem Motto: „Wir schauen dann mal, wie wir das umsetzen.“ Auch die Finanzierung großer Projekte klang zu sehr nach „Wir finden schon jemanden“. Thorsten Kiesewetter blieb da zumeist im Ungefähren und tat fast ein bisschen so, als stünden in Köln und Umgebung reihenweise Milliardäre bereit, unsere schönsten Träume zu realisieren. Adenauer verwies immer wieder auf seine politische Karriere, die sicher einige Highlights zu bieten hatte, aber mit dem FC hatte er bis dato so gut wie gar nichts zu tun, außer eben Fan zu sein. Dass sein Großvater der große deutsche Politiker Konrad Adenauer war, hatte man bereits zu Beginn verstanden und musste eigentlich nicht beständig wiederholt werden.

Die von Adenauer immer wieder erwähnte starke Fokussierung auf Roland Koch als sportliche Instanz wirkte für mich etwas altbacken. Ich habe nichts gegen Roland – er war oft bei mir zu Gast, und man kann noch viel von ihm lernen. Aber als alleinige Instanz für den sportlichen Bereich wirken seine Ansätze, insbesondere Motivationstipps und NLP-Programme der 90er, heute überholt. 

Dennoch gebührt Team Adenauer Respekt für den Mut, diesen Weg zu gehen. Ihre Argumentation, dass nicht nur eine Fangruppe über den FC bestimmen darf, ist in meinen Augen nicht völlig falsch. Und sie waren vor so manchen Fangruppierungen mit ihren Ideen sogar sehr erfolgreich, wie ich bei einer von mir moderierten Fragerunde mit den Dreien in Bergheim feststellen konnte. Bei der Basis kam das „Adenauer-Paket“ zum Teil sehr gut an. Ob das nun für eine Wahl reicht? Schwer zu sagen. Das Team hat Außenseiterchancen, mehr wohl nicht. Aber das werden wir sehen.

Gespräch mit Tugba Tekkal im März 2017 im Bundestag (Präsentation des Flohe-Films). Reicht es für sie?
Gespräch mit Tugba Tekkal im März 2017 im Bundestag (Präsentation des Flohe-Films). Reicht es für sie?

Team Stroman: Interessante Personalien und ein "Problemfall"

Das Team um Wilke Stroman erschien zu Beginn sehr spannend, weil auch der Unternehmer eine typische „vom Tellerwäscher zum Millionär“-Story zu bieten hat. Auch Tugba Tekkal wirkte als Ex-Fußballerin und aufgrund ihrer sozialen Projekte als interessante Personalie.

Doch dann ist da Carsten Wettich. Er gehörte dem letzten Vorstand an und hatte viele Jahre Zeit, Dinge umzusetzen, die er nun im Wahlkampf verspricht. Er ist nachweislich mitverantwortlich für die Transfersperre des FC, ein im deutschen Fußball einmaliger Vorgang, der dem Verein massiv geschadet hat. Zudem war er Teil eines Vorstands, der von den Mitgliedern nicht entlastet wurde – das größte Misstrauensvotum, das es im Verein gibt. Auch die Gesamtbilanz des noch amtierenden Vorstands, an dem Wettich nun mal entscheidend mitgewirkt hat, ist nun wahrlich keine, die eine Fortsetzung logisch macht. Aus diesem Grund wurde der jetzige Vorstand vom Mitgliederrat nicht mehr vorgeschlagen.

Wettich ignorierte all diese Signale und tritt dennoch erneut an. Das macht aus meiner Sicht dieses Trio besonders problematisch. Dass die beiden Mitstreiter dennoch mit ihm ins Rennen gehen, wirft Fragen zum Urteilsvermögen in dieser Frage auf. Natürlich kann man versuchen, seine Erfahrung als Vorteil zu verkaufen – das ist legitim und wird auch umgesetzt. Ob diese wenigen positiven Aspekte ausreichen, um die genannten Nachteile auszugleichen, wird man abwarten müssen.

Abschließend sei – und das ist mir wichtig – folgendes gesagt: Carsten Wettich als Mensch ist ein angenehmer Gesprächspartner mit großem FC-Herz. Er hat mir persönlich schon einmal in einer Mitglieds-Angelegenheit Unterstützung gewährt, und das habe ich nicht vergessen. Da muss man aber trennen können: Für die Vorstandsebene wäre es aus den bereits genannten Gründen für alle Seiten vielleicht besser gewesen, sich zurückzuziehen.

Stromann smart, reicht das?

Stroman war so etwas wie der hellste Stern im Trio, denn alleine seine Vita ist alles andere als uninteressant und wurde verständlicherweise gerne herausgestellt. Wobei ich den ständig bemühten Franz-Kremer-Vergleich eher unnötig fand. Der Unternehmer verkaufte sich smart, aber leider auch inhaltlich eher dünn. So richtig klar ist mir ehrlich gesagt nicht, wo er genau steht. Außerdem ist er eher der typische Logenfan, mehr Schampus als Kölsch, auch wenn er gerne mit den Fans zusammen Kölsch trinken wollte und sie zum Freikölsch zu sich rief. Leider wurde vergessen, zu erwähnen, dass es die Gaffel-Brauerei war, die dieses Kölsch ausgab. Da sah der junge Kandidat eher alt aus, hat er es doch eigentlich nicht nötig, als Trittbrettfahrer aufzutreten.

Von Tugba Tekkal habe ich vor allem eines im Ohr: man müsse sie wählen, weil sie dann die erste Frau im FC-Vorstand wäre. Da hat sie Recht, aber doch bitte nicht nur deswegen, oder? Ein bisschen Kompetenz wäre ja auch nicht schlecht. Die hat sie, weil sie selbst Fußball gespielt hat. Stimmt! Man muss nun abwarten, ob das wirklich reicht, um demnächst einem sportlichen Geschäftsführer gegenüber ihre Richtlinienkompetenz klar zu machen. Nach der Art und Weise, wie sie dies öffentlich äußerte, habe ich gewisse Zweifel – die können ja gerne widerlegt werden. 

Das Team hat genügend Unterschriften gesammelt und durchaus Chancen. Es hat enorm gekämpft und sehr stark medial getrommelt. Über das „Wie“ kann man diskutieren. Nun müssen die Wählerinnen und Wähler entscheiden.

"Team Stobbe" im XXL-Talk
"Team Stobbe" im XXL-Talk

Team Stobbe: Zwei überzeugen besonders, einer sorgt noch für Fragezeichen

Bei der ersten Vorstellungs-Pressekonferenz von Team Stobbe war ich regelrecht beeindruckt. Das Team wirkte professionell, kompetent, strukturiert und mit FC-Herz, auch wenn es ein wenig unterkühlt erschien. Im Laufe der Zeit zeigten sich jedoch Fragezeichen. Vor allem bei Jörn Stobbe selbst: Seine Vergangenheit beim HSV und in Offenbach wurde kritisch betrachtet. Doch in einem Interview mit der Immobilienzeitung 2010 auf die Frage „Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?“ antwortete er: „Präsident, Manager oder Trainer beim 1. FC Köln.“ Das spricht klar für sein Engagement und seine Identifikation mit dem FC. Vor 15 Jahren konnte er sicher nicht wissen, dass er einmal als Vorstandskandidat beim FC sein würde.

Ulf Sobek brachte klar akzentuierte Ansätze ein, den FC sportlich besser zu strukturieren. Seine Vita ist jetzt nicht die verkehrteste, um die oftmals gewünschte „Sportkompetenz“ in einen FC-Vorstand einzubringen: Sportwissenschaftler, Sportmanager und zertifizierter Fußball-Manager. A-Lizenz-Trainer mit jahrzehntelanger Erfahrung bei Vereinen und Verbänden. Er ist heute noch im Trainerteam der DFB-U20-Nationalmannschaft aktiv und gut im Profi-Fußball vernetzt. 2011 wurde er als Co-Trainer mit der U17 des 1. FC Köln Deutscher Meister. Dagegen fällt es schwer zu argumentieren, zumal Sobek sich auch verbal gut mitteilen kann und sicher auch den Egos von sportlichen Geschäftsführern Paroli bieten kann.

Auch Jörg Alvermann, Fachanwalt für Sportrecht und Steuerrecht mit den Spezialgebieten Vereins- und Gemeinnützigkeitsrecht, überzeugte verbal mit fundiertem Satzungswissen und praktischer Erfahrung. Zudem kann er auch komplexe Thematiken erklären, dass sie „Otto-Normalverbraucher“ verstehen können. Überhaupt kommt der Jurist gar nicht wie ein solcher rüber. Er leitet eine Jugendmannschaft und hat demnach auch „Grasgeruch“, ist also kein reiner Funktionärs-Apparatschik oder Technokrat. Seine Ansätze zu Satzungsänderungen oder die Änderung der Rechtsform wird er aber noch mit den Mitgliedern diskutieren müssen. 

Natürlich sind auch sie nicht fehlerfrei. Stobbe selbst muss aufpassen, mit seinen starken Mitstreitern rhetorisch mitzuhalten, was eher ein Luxusproblem ist. In Sachen sportlicher Fokussierung könnte noch mehr Enthusiasmus eingebracht werden, aber das ist eher eine Nuance. Positiv ist, dass Stobbe den kölschen Folklore-Slogan „Spürbar anders“ hinterfragt hat – ein kleines, aber feines Zeichen, dass Reflexion möglich ist.

Südkurve e.V. Vorsitzender Stephan Schell ist auch froh, wenn der Wahlkampf endet
Südkurve e.V. Vorsitzender Stephan Schell ist auch froh, wenn der Wahlkampf endet

Beobachtungen zum Wahlkampf

Der Wahlkampf war spannend, aber zunehmend auch anstrengend. Unsachliche und widerliche Angriffe, wie sie gegen Tugba Tekkal gerichtet waren, sind eindeutig abzulehnen. Schon wenige solcher Angriffe sind zu viel – das geht einfach nicht. Deshalb stelle ich mich in dieser Sache ausdrücklich hinter sie. Ihr Engagement in sozialen Projekten verdient hohen Respekt, unabhängig von der Wahl. Ob es sie allerdings zu einer besseren Kandidatin macht, ist äußerst fraglich. Die Versuche, diese Angriffe medial auszuschlachten, kamen nicht überall gut an. Es wurde deutlich, dass politische Manöver und strategische Überlegungen bisweilen anstrengend wirken – ein normaler Bestandteil eines Wahlkampfes, aber nicht wirklich angenehm anzusehen. 

Besonders befremdlich finde ich, dass teilweise versucht wurde, die eigene Position auf äußere Umstände zu stützen, für die sie gar nichts können und die keine Eigenleistung darstellen – sei es der Verwandtschaftsgrad zu einem bekannten Politiker oder das eigene Geschlecht. Solche Aspekte machen niemanden automatisch zu einem besseren Vorstandsmitglied.

Zusammenfassung

Gut, damit haben wir es bald hinter uns. Am Samstagabend werden wir einen neuen FC-Vorstand haben und dieser sollte – egal wer es wird – genauso unterstützt wie kritisch-respektvoll begleitet werden. Wenn der Souverän (das Wahlvolk) entschieden hat, darf es keine Grabenkämpfe mehr geben. Ob einem das Wahlergebnis persönlich gefällt oder nicht und da zähle ich mich natürlich mit dazu.

Ab Sonntag können wir uns wieder auf das konzentrieren, was wirklich zählt: den Fußball, den Sport, unsere Mannschaft auf dem Platz. Morgen noch die Mitgliederversammlung mit den Vorstandswahlen – und dann rollt wieder der Ball.

Dann gibt es kein Team Adenauer, kein Team Stobbe, kein Team Stroman mehr. Dann zählt nur noch unsere Mannschaft, die mit dem Geißbock auf der Brust aufläuft. Darum geht es, darum dreht sich alles – um diese Mannschaft, um den Verein, um den FC.

Ab Sonntag richtet sich unser Blick wieder auf den Platz. Das Spiel, die Tore, die Siege und Niederlagen, die Emotionen – alles, was den FC ausmacht. Im Torschrei sind wir dann vereint, wir feiern und umarmen die Menschen neben uns, völlig egal, wer sie sind, wie sie aussehen oder wen sie bei der Vorstandswahl gewählt haben. 

Come on FC!

Das was wir alle wollen - Spiele und möglichst viele Siege im Stadion
Das was wir alle wollen - Spiele und möglichst viele Siege im Stadion